Femizide

Artikel: Emma von Berg Dark

Am 26.01.2024 wurde eine 18 jährige Schülerin an einem Gymnasium im Rhein-Neckar-Kreis in Heidelberg von einem weiteren 18 jährigen Schüler tragischer Weise getötet. Ob es sich hierbei um einen Femizid handelt, ist von der Staatsanwaltschaft noch nicht bestätigt. Denn Femizide beschreiben Ermordungen einer Frau aufgrund ihres Geschlechtes. Aber was genau ist ein Femizid und wie häufig passieren diese Art von Ermordungen?

©AdoraPress/M. Golejewski

Was sind Femizide?

Der Begriff „Femizid“ stammt aus dem Englischen („Femicide“) und wurde 1976 von der Soziologin Diane Rusell erstmalig genutzt. Er beschreibt den Mord an Frauen, aufgrund ihres Geschlechts. Weiterhin sind diese Morde normalerweise ausgeführt von ehemaligen Partner oder Familienmitgliedern, die männlich sind. Diese Morde können aus Macht, Hierarchieverhältnissen oder Besitzergreifungen stammen, um Kontrolle, oder wie erläutert, Besitz über eine Frau zu ergreifen. Ähnliche Definitionen bestimmen den alleinigen Mord an Frauen oder Mädchen als Femizid. Denn diese Definition wurde bisher in Deutschland nirgends wirklich anerkannt oder auch als rechtliche Straftat geahndet.

Die tragischen Mordfälle

Wie vorher erläutert, kann der Mord an der 18 jährigen Schülerin in Heidelberg als Femizid anerkannt werden, allerdings ist dieser Fall noch sehr aktuell, weshalb man noch keine genauen Begriffe diesem tragischen Mord zuteilen kann.

Ein weiterer Beispielfall, welcher hauptsächlich als Ehrenmord bekannt ist, ist der Fall von Aynur oder auch Hatun Sürücü. Aynur wurde in 2005 auf offener Straße in Berlin von ihrem Bruder erschossen, weil sie sich von den Tradtionen ihrer Familie distanzierte und die Familienehre „verletzte“. Die Brüder sollen zugegeben haben, gegen die westliche Lebensweise ihrer Schwester gewesen zu sein, weshalb sie Aynur letztendlich umbrachten. Vermeintlich soll ihr jüngster Bruder, welcher die Tat vollzog, vor ihrem Tod die Worte „Bereust du deine Sünden?“ genannt haben. Somit waren sie nicht mit der Lebensweise ihrer Schwester einverstanden, weshalb sie Aynur aus dem Kontrollverlust über sie und ihrer „Ehrenverletzung“ umbrachten, wobei man nicht nur von einem Ehrenmord ausgeht, aber auch von einem Femizid. Das Berliner Landgericht verurteilte den jüngeren Bruder in 2006, aufgrund seines Alters von 19 Jahre, zu einer Jugendstrafe von 9 Jahren und drei Monaten Haft. Nach der Haft flohen die Brüder nach Istanbul, weshalb der Prozess, nicht wie gewollt, neu aufgerollt werden konnte. In 2013 eröffnete die türkische Jusitz ein eigenes Strafverfahren, wobei gegen den jüngste Bruder die Anklage am 10. März 2015 erhoben wurde und diese in einem Freispruch endete.

„Femizid“-Fälle


Rate der Frauentötungen insgesamt und der Intim- und familiären Femizide pro 100.000 Frauen in der Bevölkerung im Jahr 2016 (2019, unodc.org)

Jeden dritten Tag stirbt eine Frau durch die Gewalt eines Partners oder Ex-Partners. In 2019 betraf die Anzahl der Femizide 117 Fälle und die Gewalttat gegenüber Frauen im Haushalt stiegen während der Pandemie nur noch höher. Das statistische Bundesamt (Destatis) besagt, dass in 2021 weltweit ca. 45.000 Frauen und Mädchen von ihren (ehemaligen) Partnern oder Familienangehörigen getötet wurden. Dies bedeutet, dass alle 12 Minuten eine Frau oder ein Mädchen im Jahr 2021 durch die Hand eines (ehemaligen) Partners oder eines Familienangehörigen starb. Zudem sagt die UNODC, dass in 2017 von 19% der weltweit weiblichen Mordopfer, 64% von Intimpartnern oder Familienangehörigen ermordet wurden, welche man als „Intimfemizide“ bezeichnet.

In dieser Statistik aus 2016 der UNODC erkennt man den Anteil der Morde an Frauen und den Anteil der Morde, welche Femizide waren, um sich ein genaueres Bild machen zu können. Hierbei erkennt man deutlich, dass die meisten Femizide mit über der Hälfte der Morde in Grenada passierten und auch dass in Deutschland der Anteil von Femiziden fast über die Hälfte erreicht.

Rate der Frauentötungen insgesamt und der Intim- und familiären Femizide pro 100.000 Frauen in der Bevölkerung im Jahr 2016 (2019, unodc.org) Dennoch lehnt Deutschland, auch nach der Forderung der Linken in November 2020 „Femizide in Deutschland zu untersuchen, zu benennen und zu verhindern.“, den Begriff „Femizid“ ab, obwohl die Weltgesundheitsorganisation, als auch die Vereinten Nationen, eine breite Definiton des Begriffes übernommen haben. Klar ist es nicht, weshalb diese Begriffsdefinition oder differenzierte Straftat abgelehnt wurde. Allerdings vermuteten auf frauenaufspodium.org, dass es an der Vielzahl der männlichen Abgeordneten im Bundestag liegen könnte.

Fazit

Was es heißt eine Frau innerhalb einer Gesellschaft zu sein, sollte nicht mit den Fragen „Kann ich so rausgehen?“, „Werde ich sicher sein?“, „Darf ich als Frau in diese Wohngegend ziehen?“, „War es nicht einfach meine Schuld?“ oder „Wieso hatte ich ihm vertraut?“ belastet sein. Denn täglich werden Frauen geschlagen, getötet und bedroht und dies nur weil sie gerade doch weiblich sind und einige Fälle bleiben umgemeldet, aus der Angst nicht ernst genommen zu werden. Somit sollte man Femizide erstnehmen und erkennen, dass sie sich von einem Mord unterschieden, denn sie sind mit Sexismus, Besitzergreifung und Objektivizierung von Frauen belastet. Wie sich unsere Gesellschaft noch ändern wird und wie sich auch die Regierung gegenüber des Begriffes „Femizid“ verhalten wird, kann niemand außer die Gesellschaft und die Regierung selbst erklären.